Dies sind die Worte des St. Johanner Bürgermeisters Dr. Neff, mit denen er 1906 das damalige Kaiser-Friedrich-Bad eröffnete. Mit einem für alle erschwinglichen Freizeit- Erholungs- und Sportangebot, das keinen Anspruch auf Rentabilität zu erfüllen hatte, machte er den Bürgern seiner Stadt und der gesamten Umgebung ein Geschenk, das über die folgenden fast 100 Jahre hinweg rege angenommen wurde.

 

Dass Bauleiter Direktor Tormin und Architekt Witzschel mit dem Bauwerk ein Stück Saarbrücker Identität begründen und ein Stück Sportgeschichte des Saarlandes schreiben würden, konnte man damals noch nicht ahnen.

 

Zur Einrichtung zählten anfangs ein Badehaus mit Reinigungsbädern (20 Wannenbäder und 23 Brausen), sowie eine Heilbäderabteilung mit Massageeinrichtung, Ruheräume und ein Warte- und Lesezimmer „als Übergang von der Wärme des Bades zur Straßentemperatur“. Das sog. große Schwimmbad kam hinzu. Bereits wenige Jahre nach seiner Eröffnung konnte das Haus über 150.000 Gäste pro Jahr verzeichnen.

Über Einzelpersonen und Familien hinaus war das Bad stets besonders begehrt von Sportvereinen und Schulklassen. Für Unterricht und Wettkämpfe wurde deshalb bald eine Zuschauergalerie gebaut, Bereiche für Turngeräte und Gymnastik folgten um das Sportangebot abzurunden. 1929 zählte man bereits 420.000 Besucher. Der Rekord von 520.000 Besuchern wurde im Jahr 1938 verzeichnet.

 

Zum schwarzen Tag für die Region wie auch für das Kaiser-Friedrich-Bad wurde der 13. Januar 1945. Von Fliegerbomben schwer getroffen blieb von dem Bad nur eine Ruine. Nach Kriegsende bemühten sich Verwaltung und Bürger darum, im ersten Schritt zumindest den Bereich der Wannen- und Brausebäder als Hygieneeinrichtungen für die Bevölkerung der Umgebung baldmöglichst wieder herzurichten.

 

Das Bad, das inzwischen Stadtbad hieß, wurde 1972 an die Saarbrücker Fernwärmeversorgung angeschlossen. Bei allen Umbauten, Erweiterungen und Renovierungen blieb die Stadt stets bemüht, die Eintrittspreise so klein wie möglich zu halten, was von verschiedenen Seiten immer wieder kritisch hinterfragt wurde. Gerüchte über drohende Schließungen gab es deshalb immer wieder, worauf es jedes Mal zu Bürgerprotesten kam. Der starken Lobby der Badegäste wurde letztlich immer nachgekommen. Die Öffentliche Hand verteidigte auch jetzt noch die „kommunalpolitische Maßnahme zur Verbesserung der Naherholung und zur Erhaltung der Volksgesundheit, die wirschaftlichen Überlegungen enthoben ist“ .

 

In der Tat war die Loyalität der Stadtbadbesucher unerschütterlich. Die Winterberg-Kliniken warben in den 70er Jahren mit einer nach modernsten Gesichtspunkten ausgestatteten Heilbäderabteilung unter ärztlicher Aufsicht. Sie schien dem Heilbäderbereich des Stadtbades einiges voraus zu haben, doch die Stammkunden des Stadtbades zeigten sich von dem Konkurrenzangebot ungerührt. Ein Fragebogen für Stadtbadgäste, der diesen Umstand hinterfragen sollte, ergab, dass weder das Ambiente eines Krankenhauses, noch die Klinik-Öffnungszeiten, die Preise oder die Anfahrtsstrecke zum Winterberg geeignet seien, es mit dem Stadtbad aufzunehmen. Die Heilbadgäste des Stadtbades blieben eingeschworene Stammkunden.

 

Erst im August 1953 erstrahlte das ganze Bad schließlich in neuem Glanz, architektonisch und künstlerisch aufgewertet und ergänzt durch eine irisch-römische Abteilung mit Sauna, sowie ein Moor- und Kneippbad. Der zweite Bauabschnitt war damit vollendet. Die sog. kleine Schwimmhalle sollte ab jetzt Vereine und Schulklassen auffangen um die große Halle für alle anderen Gäste zur Verfügung zu stellen. In der kleinen Halle befanden sich die berühmten Mosaiken von Fritz Zolnhofer. Sie entstanden in Zusammenarbeit mit Villeroy & Boch als 144m² große Wandfläche mit dargestellten Fischen, sowie in Form von 6 Säulenverzierungen. Die farbenfrohe, tropisch anmutende Szenerie ist aus vielen unglasierten Keramikteilen gestaltet. Architekt dieses zweiten Bauabschnitts war Jacob Quirin.

 

Die meiste Zeit seines Betriebes war und blieb das Stadtbad unter den Saarbrücker Bädern das am Besten besuchte. Sein glasüberdachter, begrünter Hallenbereich wurde Ende der 70er Jahre durch ein Solarium und eine „Bikinibar“ bereichert, die Snacks und Erfrischungsgetränke anbot. 1983 ertönte zum ersten Mal Musik aus Lautsprechern im Schwimmbad, wobei die Badegäste zur Musikauswahl Wunschzettel abgeben durften. Mit regelmäßigen Spaß- und Spielenachmittagen, Angeboten zum „textilfreien Schwimmen“ und sogar einem Live-Konzert 1991 innerhalb der Schwimmhalle gelang es dem Stadtbad lange, sich im Lebensstil der Zeiten mitzubewegen.

 

1993 wurde die irisch-römische Sauna privatisiert. Ein Pächter-Ehepaar verwandelte die Anlage in einen finnischen Saunakomplex mit Whirlpool, Dampf- und Vollholzsauna. Trotz dieser Maßnahme blieb für die Stadt ein jährliches Defizit von 3 Millionen DM. Inzwischen wurde immer lauter über eine Stillegung nachgedacht, zumal ein Trend Richtung Spaßbad mit begrüntem Außenbereich und baulichen Attraktionen zu gehen schien. Die Hallensituation des Stadtbades konnte dieser Entwicklung nicht ohne weiteres folgen. Einen Neubau mit modernen Materialien hielten darüber hinaus immer mehr Entscheidungsträger für sinnvoller als die häufigen und teuren Sanierungen der inzwischen maroden Bausubstanz.

 

Zur Jahrtausendwende befand sich auch das Stadtbad im Wandel zu einer neuen Ära. Die Eröffnung des Calypso-Bades im Deutschmühlental ging schließlich 2001 mit der Stillegung des Stadtbades einher. Was mit dem leerstehenden Gebäude geschehen sollte, wurde für die nächsten Jahre zum Gegenstand zahlreicher Vorschläge und Konzepte. Vom vollständigen Abriss über die Belegung mit Büroräumen bis hin zur jetzigen Planung wurde vieles angedacht und ausgearbeitet, Gruppierungen und Organisationen, auch aus dem französischen Raum, interessieren sich für eine Nutzung, meistens von Teilbereichen des Gebäudes und auf Mietbasis.

 

In der endgültigen Entscheidung blieben am Ende zwei Konzepte übrig. Eines davon sah die Nutzung als Kulturstätte vor. Künstlerische Veranstaltungen verschiedener Art standen hier im Mittelpunkt, wobei auch Proberäume und Ateliers an Künstler zur Verfügung gestellt werden sollten. Auch Gastronomie gehörte zu diesem Konzept. Als Standort für Kulturveranstaltungen hatte das Stadtbad nach seiner Stillegung bereits gedient. Vom 17. bis 25. Mai 2002 bezog das Festival Perspectives das Stadtbad als Veranstaltungsort für seinen Festival-Club. Später wurde der Ort auch für eine Opern-Aufführung genutzt.

 

Diesem Entwurf als Kulturstätte stand das jetzige Mehrgenerationen-Wohnprojekt gegenüber, verbunden mit Maßnahmen zur Förderung des sozialen Lebens in St. Johann und der Ansiedlung von Gastronomie, Handel und Dienstleistung, wobei auch hier Kulturangebote in zentraler Bedeutung integriert sind.

 

Die Entscheidung, die der Stadtrat im Juni 2009 getroffen und schlussendlich im Mai 2010 besiegelte, wurde letztendlich durch die Rahmenbedingungen bestimmt. Das Land hatte Teile des Stadtbades, u.a. die Zolnhofer Mosaike und das Kesselhaus, bereits 2004 unter Denkmalschutz gestellt, womit diese auf jeden Fall erhalten bleiben würden. Die Stadt bestand darüber hinaus auf einer eigenwirtschaftlichen Lösung sowie auf dem Anspruch, dass das Wohnviertel durch die neue Nutzung eine Aufwertung erfahren soll.

 

Investor, LEG und WOGE sowie der Verein Leben im Mühlenviertel haben jetzt eine Konzeption entwickelt, die städtebaulich ihresgleichen suchen wird. Betreutes Wohnen und Pflegeinrichtungen auf der einen Seite, andererseits ein attraktives Angebot von Wohnungen für generationsübergreifende Lebenssituationen, die unter ehrenamtlichen, gemeinschaftlichen Strukturen gelebt und organisiert werden. Dabei wird es auch Gemeinschaftseinrichtungen geben, die der St.Johanner Bevölkerung offen stehen und damit neue gesellschaftliche Möglichkeiten für ein Bürgerzentrum in diesem Stadtbezirk eröffnen. Die Einrichtung einer Kindertagesstätte und Wohnraum für Studenten (mit Ehrenamt-Einsatz) und behinderte Menschen sind weitere innovative Elemente dieses Konzepts. Es basiert auf einer inzwischen überarbeiteten Studie des Instituts für Innovatives Bauen. Getragen wird es in der Umsetzung von privaten Investoren in Kooperation mit der LEG (Landesentwicklungsgesellschaft) und der WoGe (Wohnungsbaugesellschaft Saar), beide Bestandteile der Strukturholding Saar, die für das Land Immobilienangelegenheiten abwickelt. Die geplanten Ausgaben von 15 Millionen Euro zur Verwirklichung aller Teilprojekte auf der Gesamtfläche des ehemaligen Stadtbades werden nun von mehreren Schultern getragen, die Stadt wird dabei finanziell entlastet.

 

So tritt das Stadtbad seinen Weg in eine hoffnungsvolle neue Zukunft an. Viele Kräfte, die sich bereits jetzt für die Sache engagieren, sind zuversichtlich, dass das Projekt an die frühere Beliebtheit als lebendiger Ort der Geselligkeit und des sozialen Lebens aller Generationen anknüpfen wird.